Um das Muster eines Kindes zu verstehen, gilt es als Kinderosteopath die Geburt näher zu betrachten. Dieses einschneidende Erlebnis – bei dem das Kind aus dem geschützten Mutterleib in die offene und physisch bedrohliche Welt entlassen wird – kann als erste Traumatisierung verstanden werden.
Gewaltige Kräfte wirken auf das Fötus ein: von oben drückt die Gebärmutter und unten versperrt das Becken und das Steißbein den Weg. Das Kind muss sich aus dem Mutterleib herausdrehen. Hierbei werden die Schädelknochen komprimiert und übereinander geschoben.
Dabei werden neben dem Kopf und den Kopfgelenken auch die untere Lendenwirbelsäule stark in Mitleidenschaft gezogen.
In 70 Prozent der Fälle liegt es zunächst mit seinem rechten Hinterhaupt der linken Beckenschaufel der Mutter an, das Gesicht schaut nach rechts. Diese Einstellung nennt man die erste vordere Hinterhauptslage (1. VHHL). Um durch den Beckeneingang zu passen stellt es sich mit dem Kopf quer ein. Für den Durchtritt durch den Beckenausgang dreht es sich um 90 Grad. Nachdem der Kopf das Becken verlassen hat dreht es sich wieder um die gleiche Gradzahl zurück.
Daneben gibt es noch drei weitere Schädellagen. Weitere Abweichungen sind die Beckenendlage und die Nabelschnurumwicklungen. Solche Geburten benötigen viel Zeit. Außerdem gibt es die sogenannten Schräglagen, bei denen die Achse des Kindes nicht im mütterlichen Becken zentriert eingestellt ist: Die Kräfte wirken dann schräg auf das Achsenorgan ein.
Kommt es zu einem Geburtsstillstand oder ist die Wehenaktivität nicht ausreichend stark, dann kommt die Geburtshelfer:In zum Zug: Jetzt können auch Hilfsmittel zum Einsatz kommen, beginnend mit der Saugglocke bzw. einer KIWI oder der Zange. Bei den letzten Austreibungswehen bei sichtbarem kindlichen Kopf kann auch der Kristeller-Handgriff verwendet werden.
Auch der Kaiserschnitt, die Sectio ist möglich. Hier unterscheidet man in eine geplante Sectio und in eine Not-Sectio. Die Not-Sectio hinterlässt zwei Muster im Kind, nämlich das bis zum Moment des Stillstands und schließlich das Muster des Geburtsvorgangs beim Kaiserschnitt selbst: Bei diesem Eingriff wird das Fötus vom Arzt gegriffen und es kommt nicht selten vor, dass es dagegen arbeitet. Häufig sind die Psoasmuskeln von diesem Geburtsvorgang betroffen.
In China gibt es wohl das Problem, dass – mutmaßlich durch die Umstellung auf getreidereichere Kost – das Becken der Mütter regelmäßig zu klein gewachsen ist und das der Grund für einen deutlichen Anstieg der geplanten Kaiserschnitte ist.
Wir stellen fest, dass wir in Stresssituationen immer wieder auf ähnliche Grundmuster – sowohl im Denken als auch im Bewegen – zurückgreifen. Wir glauben, dass ein Großteil dieses Grundmusters durch die Geburt geprägt wurde.
In der pädiatrischen Osteopathie werden diese (Geburts-)Muster aufgespürt und mittels Techniken am Membransystem behandelt. Wenn eine Geburt zu schnell geschehen ist, kann es nützlich sein das fluidale System mit zu berücksichtigen und in die Behandlung mit einzubeziehen.
Zuletzt bearbeitet am 26. April 2024 um 13:55 Uhr.