Heilkunde

In der Meridiantherapie gibt es das Bild einer Wippe mit einer hoch- und einer tiefstehenden Seite. Die schwer wiegende Seite repräsentiert in unserem Beispiel das präsente oder schmerzhafte Leid. Hier kann es hilfreich sein zunächst den Schmerz zu nehmen.
Aber nur wenn die Wippe in Waage ist kehrt Ruhe ein. Dieses Gleichgewicht kann nicht statischer Natur sein. Die Wippe kann nur dynamisch im Gleichgewicht ruhen. In der Praxis bedeutet das, dass andere Körperegionen und Systeme in unserer Untersuchung mit einbezogen und dynamisch integriert werden.
Die „lauten“ Areale werden in Japan jitsu und die „stummen oder leeren“ Zonen kyo genannt Die stummen Gebiete sind uns wahrscheinlich nicht bewusst, während unser Fokus eher am Schmerz zu haften bleibt. Der Wunsch ist, dass sich eine Balance zwischen beiden Polen einstellt!

Kleine Waage – twinlili / pixelio.de

In der osteopathischen Betrachtungsweise gliedert man den Körper in drei Bereiche. 1.  das feinstoffliche kraniosakrale System, welches sich vom Schädel zum Kreuzbein, 2. das stabile parietale System vom Schädel bis zu den Zehenspitzen und 3. der Stoffwechselmotor, das viszerale System , das sich vom After bis zum Schlund erstreckt. In der individuellen Analyse werden Störungen in diesen drei Systemen ausfindig gemacht um sie dann miteinander in Verbindung zu bringen.

Die Befunde werden — entsprechend ihrer Relevanz — osteopathisch behandelt. Auch kann eine Ernährungsempfehlung notwendig sein.

Gerne setze ich am Ende einer Sitzung Techniken aus dem Sotaiho ein, einer Methode die auf einer Kombination aus Rückwärtsbewegung und atemsynchronen Recoil fußt. Die Methode führt dich an deine Schmerzbereiche heran, du lernst sie ohne Aufwand im wahrsten Sinne des Wortes „loszulassen“.

Die parasympathische Resonanz einer Therapiestunde entfaltet sich über die nächsten fünf Tage bis zu einer Woche. In dieser Zeit wird der Körper die Behandlungsimpulse assimilieren („verdauen“). Er wird sich vegetativ umstellen. In den ersten 24 Stunden kann es in seltenen Fällen zu einer überschießenden vegetativen Reaktion kommen, da das schnell reagierende sympathische System sofort auf osteopathische Impulse anspringt.

Eine Wiedervorstellung macht in der Regel zwei bis drei Wochen nach Erstkonsultation Sinn. Ausgenommen sind natürlich akute Schmerzzustände, die nach Abklärung gerade in der akuten Phase intensive beruhigende Impulse benötigen.

Dr. Still zufolge reicht es, das problematische System zu behandeln und dann in Ruhe zu lassen. In der heutigen Zeit sind wir so vielen Reizen und Impulsen ausgesetzt, dass es auf neuromuskulärer Ebene ganz schnell zu einer Wiederkehr alter Gewohnheiten kommt. Es gilt sich dieser bewusst zu werden und sie dann nach und nach loszulassen.

Zuletzt bearbeitet am 16. März 2022 um 19:55 Uhr.