Schmerzen auf einer Körperseite

Einseitige Körperschmerzen tauchen immer häufiger in der osteopathischen Praxis auf. Sie sind gerne im Lenden- und Nackenbereich konzentriert. Auch die mittleren Gelenke – wie Ellbogen und Knie – können betroffen sein. Hand- und Fußgelenke können ebenfalls mit involviert sein.

Das Ausmaß der Beschwerden variiert in den meisten Fällen – abhängig vom aktuellen Stresslevel. Manch einen plagt der Schmerz mehr in Entspannungsphasen nach aufreibenden Perioden, andere wiederum haben gehäuft Probleme in stressigen Situationen.

Anatomisch ist das Kreuzbein und das Hinterhauptsbein über eine Membranstruktur verbunden. Die harte Hirnhaut bekleidet auch das Rückenmark und dessen Endäste im Lendenbereich. Spannungen können über diese Membran vom Kreuz zum Kopf und umgekehrt übertragen werden.

Das Kiefergelenk übernimmt wahrscheinlich eine ausgleichende Rolle, es kompensiert Fehlstellungen im Kreuz- und Darmbein [Entrup, 1]. Bei Dekompensation dieses Systems kommt es – dieser Arbeitshypothese zufolge – zu einer einseitigen Spannungszunahme im Kiefergelenk. Das hat Konsequenzen für die Stellung des dritten Halswirbels und führt seinerseits zu einer Spannungszunahme im Schulterbereich. Auch einseitige Spannungskopfschmerzen können die Folge sein, da der Trigeminusnerv Membranspannungen übertragen kann:

Trigeminusnerv – von Henry Vandyke Carter – Henry Gray (1918) Anatomy of the Human Body, Bartleby.com: Gray’s Anatomy, Tafel 778, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=526568

Der Schultergürtel seinerseits steht in Verbindung mit dem dritten Brustwirbel und dieser wieder mit dem dritten Lendenwirbel. Eine weitere Kette kann entstehen und ein neues Schmerzmuster unterhalten.

In der osteopathischen Behandlung werden diesen Verkettungen große Aufmerksamkeit geschenkt. Sie werden durch sanfte Techniken bewusst gemacht und behandelt.

[1] Wilhelm Entrup, Sind Habits, Tips, Bruxismus, Sprechfehler und orofaziale Dyskinesien eine Expression notwendiger kraniosakraler und posturaler Autoregulation des Menschen, Osteopathische Medizin, 9. Jahrg., Heft 3/2008, S. 26-31

Zuletzt bearbeitet am 20. Juni 2023 um 22:38 Uhr.

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